Ford erforscht, wie vernetzte Fahrzeuge selbst an belebten Kreuzungen eines Tages einmal einen völlig frei fließenden Verkehr ermöglichen könnten. Die Inspiration zu dieser außergewöhnlichen Idee kam ausgerechnet von Fußgängern, die untereinander ohne Verkehrslichter die Geschwindigkeit anpassen.
Jedes Jahr verbringt der Durchschnittsfahrer zwei ganze wertvolle Tage damit, an Ampeln zu warten. Man stelle sich eine Welt vor, in der selbst an belebten Kreuzungen niemand an der roten Ampel warten muss und man das Auto tatsächlich erst anhält, wenn man ganz am Ziel angekommen ist. Ford erprobt nun, wie sich dieser Idealzustand durch vernetztes Autofahren realisieren lässt. Dabei orientiert sich das Unternehmen daran, wie es Fußgänger schaffen, ihren Weg durch geschäftige Menschenmassen zu bahnen, indem sie ihre Schrittgeschwindigkeit verlangsamen oder beschleunigen, um Kollisionen mit anderen Personen zu vermeiden, ohne vollständig stehen bleiben zu müssen.
Mit Prioritätsmanagement
Das Stichwort lautet Intersection Priority Management (IPM) – hierbei handelt es sich um die Steuerung von Prioritäten an Kreuzungen, wie sie in Großbritannien auf den Straßen der Stadt Milton Keynes als Teil des öffentlich geförderten UKAutodrive Projekts demonstriert wurde. Das Ziel war es, Autofahrer durchgehend am Fahren zu halten und unnötige Haltezeiten an Kreuzungen zu vermeiden, um den Verkehrsfluss zu verbessern sowie die Sicherheit und Effizienz zu erhöhen. IPM verwendet Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikationen (V2V). Dies ermöglicht die Koordination mit anderen Fahrzeugen in der Umgebung. Fahrern wird wie bei der grünen Welle eine optimale Geschwindigkeit vorgeschlagen, die es erlaubt, sicher an Kreuzungen aneinander vorbei zu kommen, ohne anzuhalten.
Sparsamer und sicherer?
Kreuzungen können nicht nur frustrierend sein, sie sind auch der Ort, an dem bis zu 60 Prozent der Verkehrsunfälle passieren. Dies zeigte bereits im Jahre 2016 eine Studie in Großbritannien. Die Vermeidung von Stopps an Kreuzungen könnte darüber hinaus nicht bloß Zeit, sondern auch Kraftstoff sparen, da Autofahrer weniger bremsen und beschleunigen müssen.
Auch für autonome Autos
Im Rahmen der Tests saßen reale Personen hinterm Lenkrad, aber es ist denkbar, dass autonome Fahrzeuge zu einem späteren Zeitpunkt von einer solchen Technologie profitieren. So könnten laut Hersteller autonome Autos eines Tages gefahrlos und effizient durch den Kreuzungsverkehr geleitet werden, ohne dass Ampeln oder Verkehrsschilder erforderlich sind. Das allerdings würde ein Prioritätssystem voraussetzen, dass auch die Fußgänger in den Verkehrsfluss einbezieht.