Saugroboter, die Treppen steigen können: Die Revolution der Haushaltsreinigung

Die letzte große Hürde für Saugroboter steht kurz vor der Überwindung. Was lange als unmöglich galt, wird 2026 Realität: vollautonome Reinigung über mehrere Stockwerke hinweg.

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Das Problem: Treppen als unüberwindbares Hindernis

Saugroboter haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Sie navigieren präzise durch Wohnräume, erkennen Hindernisse, wischen nebenbei den Boden und entleeren sich selbstständig in ihren Basisstationen. Doch bei all diesen Innovationen blieb eine fundamentale Einschränkung bestehen: Treppen.

Wer in einem mehrstöckigen Haus oder einer Maisonette-Wohnung lebt, kennt das Dilemma. Entweder man trägt den Saugroboter regelmäßig von Stockwerk zu Stockwerk – was den Komfortgedanken ad absurdum führt – oder man investiert in mehrere Geräte samt Basisstationen für jede Etage. Beides sind unbefriedigende Lösungen.

Die Hersteller haben dieses Problem natürlich erkannt. Seit Jahren arbeiten Unternehmen wie Roborock, Dyson und andere an Patenten für treppenüberwindende Technologien. Doch der Sprung vom Reißbrett in die Serienreife erwies sich als schwieriger als gedacht.

Die Pioniere: Erste Versuche und gescheiterte Projekte

Migo Ascender – Der gescheiterte Vorreiter

Gescheitertes Kickstarter Projekt aus 2024 - Migo Ascender
Gescheitertes Kickstarter Projekt aus 2024 – Migo Ascender

Das US-amerikanische Startup Migo Robotics sorgte 2024 für Aufsehen, als es den Migo Ascender vorstellte – einen quadratischen Saugroboter mit zwei ausfahrbaren Armen. Die Idee war bestechend: Der Roboter sollte sich mit seinen Armen selbstständig Stufe für Stufe hochziehen und dabei sogar die Treppenstufen reinigen können.

Das Konzept sah vielversprechend aus:

  • Ausfahrbare Arme mit 3,0 Nm Drehmoment
  • Bewältigung von Stufen bis 22 cm Höhe
  • Quadratisches Design für bessere Eckenreinigung
  • Omnidirektionale Räder für Bewegung in alle Richtungen
  • Riesiger 12.000-mAh-Akku für lange Laufzeiten

Im März 2024 startete Migo eine Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter. Der Early-Bird-Preis lag bei 799 Euro, die reguläre UVP bei etwa 1.400 US-Dollar. Doch Mitte 2024 kam das Aus: Das Projekt wurde eingestellt, die Unterstützer erhielten ihre Zusagen zurück. Die technischen Hürden waren offenbar zu groß für ein junges Startup.

Der Durchbruch: IFA 2025 als Wendepunkt

Die Internationale Funkausstellung (IFA) 2025 in Berlin markierte einen Wendepunkt. Gleich mehrere etablierte Hersteller präsentierten seriennahe Prototypen, die das Treppenproblem endlich lösen sollen.

Eufy Marswalker – Der persönliche Aufzug

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Der MarsWalker als „Taxi“ für den Omni S2 Saugroboter

Die zu Anker gehörende Marke Eufy stellte mit dem Marswalker ein besonders ausgeklügeltes System vor. Anders als beim Migo-Ansatz handelt es sich um ein zweiteiliges Konzept:

Das Prinzip:

  1. Ein hochwertiger Saug- und Wischroboter reinigt eine Etage
  2. Nach getaner Arbeit fährt er in den Marswalker ein – sein „persönlicher Aufzug“
  3. Das Transportfahrzeug mit Raupenketten und vier ausfahrbaren Stützfüßen erklimmt die Treppe
  4. Oben angekommen verlässt der Saugroboter das Gefährt und reinigt die nächste Etage
  5. Nach Abschluss kehrt er zur Basisstation zurück – die auf einem beliebigen Stockwerk stehen kann

Technische Highlights:

  • Gummierte Raupenketten für sicheren Halt
  • Vier unabhängig steuerbare Stützarme
  • Kompatibel mit geraden, L-förmigen und U-förmigen Treppen
  • 3D-Kartierung des gesamten Hauses inklusive Treppenhaus
  • KI-gestützte Navigation mit Kameras und Sensoren

Der dazugehörige Saugroboter, der Eufy Omni S2, bietet beeindruckende Spezifikationen: 30.000 Pascal Saugkraft, rotierende Wischmopps mit 15 Newton Anpressdruck und eine Basisstation mit Heißwasser-Reinigung und Warmluft-Trocknung. Als Besonderheit versprüht er während der Reinigung einen dezenten Raumduft.

Verfügbarkeit: Der Marswalker soll im Laufe des Jahres 2026 auf den Markt kommen. Preise wurden noch nicht kommuniziert.

Video: So funktioniert das MarsWalker Prinzip

Dreame Cyber X – Der Konkurrent aus Shenzhen

Dreame Technology präsentierte mit dem Cyber X ein konzeptionell ähnliches System. Auch hier dockt der Saugroboter an ein separates Kletterfahrzeug an.

Unterschiede zum Marswalker:

  • Die Raupenketten befinden sich an den ausfahrbaren Armen statt am Gehäuse
  • Bewältigt Stufen bis zu 25 cm Höhe
  • Strukturlaser in Kombination mit KI-Kamera für präzise Treppenvermessung in Echtzeit

Dreame hat angekündigt, dass kompatible Saugroboter ab 2026 vorgestellt werden. Aktuelle Dreame-Modelle sind mit dem Cyber X nicht kompatibel.

Mova Zeus 60 – Die Hebebühnen-Alternative

Die Dreame-Tochtermarke Mova verfolgt mit dem Zeus 60 einen anderen Ansatz. Statt Raupenketten funktioniert das System wie eine Hebebühne, die den Saugroboter von Stufe zu Stufe anhebt.

Vor- und Nachteile:

  • Maximale Stufenhöhe: 25 cm
  • Deutlich langsamer als die Raupen-Konkurrenz (über 2 Minuten für 4 Stufen vs. 1:16 für 6 Stufen beim Dreame Cyber X)
  • Möglicherweise schonender für empfindliche Treppenstufen

Die Technik dahinter: So funktioniert das Treppensteigen

Das Raupen-Prinzip

Die Systeme von Eufy und Dreame setzen auf bewährte Technik aus anderen Bereichen: Raupenketten, wie man sie von Baumaschinen oder Militärfahrzeugen kennt. Die gummierten Ketten verteilen das Gewicht gleichmäßig und bieten auf verschiedenen Untergründen – Holz, Stein, Teppich, Fliesen – ausreichend Grip.

Die ausfahrbaren Stützarme dienen der Stabilisierung. Sie passen sich unterschiedlichen Stufenhöhen an und verhindern ein Kippen des Fahrzeugs. Sensoren überwachen permanent die Position und Neigung.

Intelligente Navigation

Das Treppensteigen erfordert eine völlig neue Art der Navigation. Die Roboter müssen:

  • Die Treppe als solche erkennen und von anderen Hindernissen unterscheiden
  • Tiefe, Höhe und Neigung jeder einzelnen Stufe berechnen
  • Den optimalen Weg planen (gerade Linie, Kurven bei L- oder U-Treppen)
  • Auf unvorhergesehene Hindernisse reagieren (Schuhe, Spielzeug, Haustiere)

Dafür kommen Strukturlaser, 3D-Kameras und künstliche Intelligenz zum Einsatz. Das gesamte Treppenhaus wird in eine dreidimensionale Karte integriert, die mit den Grundrissen der einzelnen Stockwerke verbunden ist.

Das Docking-System

Entscheidend für den Erfolg ist das präzise Zusammenspiel zwischen Saugroboter und Transportfahrzeug. Der Roboter muss exakt in die vorgesehene Position einfahren, eine sichere Verbindung hergestellt werden. Nach der Fahrt muss sich der Saugroboter ebenso zuverlässig wieder lösen können.

Was heute schon möglich ist: Schwellenüberwindung

Wer nicht bis 2026 warten möchte, findet bereits Modelle mit verbesserter Hindernisüberwindung auf dem Markt.

Dreame X50 Ultra

Der auf der CES 2025 vorgestellte Dreame X50 Ultra verfügt über das sogenannte „ProLeap Climbing System“ mit zwei einziehbaren Beinen. Er kann:

  • Vertikale Hindernisse bis 5-6 cm Höhe überwinden
  • Türschwellen, Schiebetürschienen und Kabelbrücken bewältigen
  • Erhöhte Raumübergänge passieren

Wichtig: Der X50 Ultra kann keine normalen Treppenstufen erklimmen. Die Marketingaussagen sind hier etwas irreführend. Er ist für niedrige Barrieren konzipiert, nicht für echtes Treppensteigen.

Alle Angaben ohne Gewähr. Preise können sich zwischenzeitlich geändert haben.

Alternative Lösungen für mehrstöckige Häuser

Bis die treppensteigenden Modelle verfügbar sind, bleiben folgende Optionen:

Mehrere Saugroboter

Die naheliegendste Lösung: Je ein Gerät pro Stockwerk. Moderne Saugroboter können mehrere Karten speichern – theoretisch reicht also ein Roboter, der manuell zwischen den Etagen bewegt wird. Praktischer sind jedoch dedizierte Geräte mit eigenen Basisstationen.

Vorteile:

  • Sofort verfügbar
  • Parallele Reinigung aller Stockwerke möglich
  • Redundanz bei Defekten

Nachteile:

  • Hohe Anschaffungskosten
  • Mehrfacher Platzbedarf für Basisstationen
  • Höherer Wartungsaufwand

Multi-Floor-Mapping

Viele aktuelle Modelle – etwa von Roborock, Dreame oder Ecovacs – speichern mehrere Karten. Man trägt den Roboter einmal auf jede Etage, lässt ihn kartieren und hat danach separate Reinigungspläne für jedes Stockwerk.

Kompakte Zweitgeräte

Für obere Stockwerke mit weniger Fläche bieten sich günstigere, kompaktere Modelle an. Ein Basis-Saugroboter ohne aufwendige Station erfüllt seinen Zweck oft genauso gut.

Ausblick: Was die Zukunft bringt

Deutsche Innovation: Stair Robotics

Neben den asiatischen Herstellern arbeitet auch das Münchner Startup Stair Robotics an einer Lösung. Details sind noch rar, aber das Unternehmen entwickelt ebenfalls eine Plattform zum Transport von Saugrobotern zwischen Stockwerken.

Patente von Roborock und Dyson

Sowohl der chinesische Marktführer Roborock als auch der britische Premiumhersteller Dyson haben Patente für treppenüberwindende Technologien angemeldet. Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren weitere Hersteller entsprechende Produkte vorstellen werden.

Roboter mit Greifarmen

Ein paralleler Trend sind Saugroboter mit Greifarmen wie der Roborock Saros Z70 oder der Dreame Cyber 10 Ultra (kommt erst auf den Markt). Diese können Objekte vom Boden aufheben und beiseiteräumen. Die Kombination aus Greifarm und Kletterfähigkeit könnte die nächste Evolutionsstufe darstellen. Der Saros Z70 überwindet dank Hebesystem auch Schwellen bis zu 3 cm – aber keine richtigen Treppen.

Roborock Zaros z70 - Überwindet kleine Schwellen und besitzt einen Greifarm
Roborock Zaros z70 – Überwindet kleine Schwellen und besitzt einen Greifarm
roborock Saros Z70 Saugroboter mit Wischfunktion, OmniGrip Arm, KI-gestützt, 22.000 Pa Saugkraft, 7.98 cm Ultra Slim, FlexiArm Riser, AdaptiLift Chassis, Heißwasser Mopp Waschen & Trocknen(Silber)
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  • Revolutionärer OmniGrip-Arm – Ein Roboter für Reinigung und Unterstützung: Erlebe den Saugroboter mit einem fünf-achsigen mechanischen Arm. Der OmniGrip-Arm bewegt Hindernisse, hebt Objekte und organisiert sogar kleine Haushaltsgegenstände wie Socken und Taschentücher. Ausgestattet mit Doppelkamera, LED-Beleuchtung und präzisen Sensoren sorgt er für eine exakte Handhabung. Der Arm verfügt über ein sanftes Griffdesign und einen integrierten Gewichtssensor, um übermäßigen Druck zu vermeiden. Er kann problemlos Objekte bis zu 300 g handhaben.
  • Ultimative Reinigungserfassung – Intelligente Mehrfach-Reinigung: Vergiss Vorreinigen! Der Saros Z70 erkennt und hebt Hindernisse in einem ersten Durchgang an, kehrt dann zurück, um die jetzt freigewordenen Bereiche zu reinigen. Mit seiner FlexiArm-Riser-Seitenbürste und dem Mop erreicht er Ecken und Kanten und sorgt für eine 100%ige Bodenabdeckung. Das AdaptiLift-Chassis passt sich automatisch verschiedenen Oberflächen an, überwindet Schwellen bis zu 4 cm und hebt den Mopp bis zu 22 mm auf Teppichen an.
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Fazit: Lohnt sich das Warten?

Die Vorstellung der treppensteigenden Saugroboter auf der IFA 2025 war ein Meilenstein. Nach Jahren der Ankündigungen und gescheiterten Startups haben nun etablierte Hersteller serienreife Konzepte präsentiert.

Für wen lohnt sich das Warten bis 2026?

  • Besitzer von mehrstöckigen Häusern mit offenen Treppenhäusern
  • Menschen, die maximale Automatisierung wünschen
  • Technik-Enthusiasten, die Innovationen schätzen

Wer jetzt kaufen sollte:

  • Bewohner von Wohnungen ohne Treppen
  • Wer nur eine Etage reinigen muss
  • Preisbewusste Käufer (die neuen Systeme werden premium-bepreist sein)

Die Saugroboter-Revolution geht in die nächste Runde. Nach Laser-Navigation, KI-Objekterkennung und selbstreinigenden Stationen steht nun die Überwindung der letzten räumlichen Grenze bevor. 2026 könnte das Jahr werden, in dem der Traum vom vollautonomen Haushalt einen großen Schritt näher rückt.

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